Erfolgreich Suchen

Die Hans Braun GmbH stellt seit über 50 Jahren Formteile im Spritzgussverfahren her. Vor zehn Jahren übernahm Michael Otto den Betrieb und entschied nun, auf Basis der Erbpacht im Innovationspark Wuhlheide zu investieren.

Die Nachfolge in einem mittelständischen Unternehmen zu regeln, ist an sich schon eine heikle Sache. Schwieriger wird es, wenn das Unternehmen rote Zahlen schreibt und die Banken nicht zwingend vom künftigen Erfolg überzeugt sind.

Michael Otto hingegen war sich seiner Sache sicher. Die Zahlen lagen vor, er konnte plausibel machen, dass er nicht nur Willens ist, das Unternehmen zu leiten, sondern es auch wieder stabilisieren könne.

Herr Otto hat in den 80er Jahren Maschinenbau studiert und war seither immer mit der betrieblichen Fertigung verbunden. In seinen letzten Anstellungen war er Betriebsleiter, später technischer Leiter bei einem KMU. »Diese Positionen zeigten mir, dass ich zwar viel Verantwortung trug, aber keine Entscheidungsbefugnisse hatte«. Deswegen beschloss er vor zwölf Jahren, sein eigenes Unternehmen leiten zu wollen und entschied sich für die Unternehmensnachfolge, das heißt die Übernahme eines etablierten Betriebes. Die Wahl fiel nach langer Suche auf die Firma Hans Braun Formenbau und Kunststoffspritzerei GmbH, ein Berliner Traditionsbetrieb, 1945 in Neukölln gegründet und bis zu seinem Umzug vor wenigen Monaten in den IPW auch dort ansässig. Ein klassischer Familienbetrieb zudem. Aber nicht immer fühlen sich Erben der dritten Generation zum Unternehmertum geboren und so schien es aus Sicht aller Beteiligten am besten, den Betrieb in die Hände eines neuen Eigentümers zu übergeben.

Schwarze Zahlen

Die Übergänge wurden fließend durch die alten Besitzer begleitet. Schließlich müssen nicht nur Banken, sondern auch Stammkunden von der neuen Unternehmensspitze überzeugt werden. Manches dauert trotzdem länger, sagt Herr Otto. »Man spricht mich heute noch oft mit Herr Braun an.« Das Auftragsvolumen jedenfalls hat sich, auch bei alten Kunden, inzwischen erhöht und der Betrieb schreibt längst wieder schwarze Zahlen.

Die Firma Hans Braun wurde 1945 in Neukölln gegründet und beschäftigte sich zunächst der Herstellung von Haushaltsartikeln und der Reparatur von Zentrifugen. Früh entdeckte man die Welt der Kunststoffverarbeitung und hat darin mittlerweile über 50 Jahre Erfahrung. Das Kerngeschäft ist heute der Kunststoffspritzguss. Im Spritzgießverfahren werden nahezu alle handelsüblichen Kunststoffe verarbeitet. Auf den zehn Spritzgießmaschinen, die in der neuen Halle im Innovationspark Wuhlheide stehen, fertigt die Firma auch kleine Losgrößen von 50 bis 500 Stück. Die Hauptstärke liegt in der Verarbeitung der Teile, so Herr Otto. »Wir haben in der Vergangenheit sehr viele Teile von anderen Firmen übernommen, die es einfach nicht mehr geschafft haben, sie wirtschaftlich zu produzieren.« Die Kunden kommen aus der Medizintechnik, wie ein Berliner Unternehmen, für das die Hans Braun GmbH Dummys für Herzschrittmacher fertigt, aus dem Maschinenbau, Automotive, der Elektrotechnik. Zumeist langjährige Kunden, für die man den Formenbau übernimmt oder Druck- und Spritzgießformen nach kundenspezifischen Parametern herstellt.

Tragbare Konzepte

Die alteingesessene Firma übernommen zu haben, sieht er als richtige Entscheidung. Ebenso den Schritt aus dem Traditionsstandort Neukölln in den Innovationspark, mithin die Investition in ein neues Firmenareal auf Erbpachtbasis. Die Infrastruktur ist optimal, ein Standort, an dem sich sein Unternehmen gut einfügt und mit ausreichend Platz, auch künftig zu expandieren. Zudem hofft er in dem technisch orientierten Umfeld auf Kooperationspartner, die er in Projekte einbinden kann.

Noch wichtiger für die Entscheidung war aber Kundennähe. Deswegen kam ein entfernter Standort nie in Frage. Direkte Kommunikation spielt immer noch eine sehr große Rolle. Außerdem, so Herr Otto, muss ein solcher Umzug auch für die Mitarbeiter zumutbar sein. Von ihnen lebt der Betrieb, sie müssen das Konzept tragen. Und gerade in seiner Branche ist es nicht leicht, fähige Leute zu finden, sagt er. Vielleicht, weil Jugendliche nicht unbedingt früh mit diesem Berufsbild bekannt gemacht würden. Wirklich problematisch sieht er heute nur eines: Freizeit. Einfach in den Urlaub zu fahren, ist ihm in den Jahren als Unternehmer nicht gelungen. Aber auch an der Ausgestaltung seiner Freiräume arbeitet er noch.

Foto: Projektfoto Richter
Text: Reimund Lepiorz